top of page
Berg_Kristall Freigestellt_bearbeitet.pn

MINERALIEN SURSELVA

Cavradischlucht - Einmalige Bergkristalle und Hämatite

Die Cavradischlucht (vor der Staumauer gelegenes Val Curnera) zieht sich unterhalb von Tschamut bis zum Lai Curnera. Vom Golfplatz Tschamut läuft man ca. 45 Minuten bis in die interessanteste Zone des Fundgebiets. Der Weg steigt anfänglich etwas stärker und dann immer weniger an. Man läuft auf der östlichen Seite der Schlucht zwischen 5 und 100 Meter oberhalb des Baches, einem kleinen Weg folgend, immer taleinwärts bis zu einem Schild "Wanderungen im Bereich der Cavradi meiden". Diese Warnung steht dort nicht ohne Grund. In den unteren, zentralen Bereichen der Cavradischlucht wird gesprengt und gebohrt!

Die einheimischen Strahler haben über Jahrzehnte hinweg richtige kleine Steinbrüche mit langen Halden angelegt. Wer diesen Bereich durchqueren möchte, sollte wissen, wo er hin möchte und sich deutlich zu erkennen geben!

 

Der untere Bereich der Schlucht ist also zum Sammeln nicht geeignet, er sollte schnell durchquert werden (nicht mehr als 2-3 Personen). Der Abraum mancher Strahler ist zwar verlockend, jedoch hält man diese nur von der Arbeit ab und gefährdet sich selbst. Es gibt genügend freie Fundstellen, die entsprechend abseits der Hauptarbeitsbereiche der anderen Strahler liegen, um nicht durch umherfliegende Steine bedroht zu sein. Gerade ein Blick in alte, teils zugewachsene Klüfte ist unter Umständen lohnend, und hiervon gibt es noch mehr als genug. Da sich die meisten Arbeitsstellen unter 2000 mH befinden und teilweise

süd-westlich ausgerichtet sind, kann man hier meist schon Anfang Mai auf Strahlertour gehen. An schönen Sommertagen ist es dann teilweise so heiß, dass man es kaum länger als einen halben Tag aushält.

Durch die Cavradischlucht zieht sich eine etwa 400 Meter breite Hämatitzone in der die begehrten hochglänzenden Eisenrosen vorkommen, je nach Zone üppig mit rotem Rutil durchzogen. Meist liefern die Klüfte des vorderen Val Curnera helle, absolut perfekte Bergkristalle, teilweise leicht cognacfarben. Große Quarze werden jedoch selten gefunden, da die Klüfte oft relativ schmal sind. In den oberen oder weiter hinten gelegenen Seitentälern (Val Aulta,…) können auch Anatase, Gwindel und Rauchquarze geborgen werden.

 

Die Cavradischlucht bietet zudem Dravit, Bergslagit, Siderit, Calcit, Strontianit, Amethyst, Rutil, Monazit, Gold, Malachit, Pyrit und noch einige weitere Mineralien. Man muss allerdings feststellen, dass diese wild zerfurchte Schlucht ihre Schätze nur denen preisgibt, die entweder viel im Seil unterwegs sind oder eine entsprechende Hartnäckigkeit über viele Tage bei der Arbeit in diesem teils lockeren, aber sehr zähem Gestein an den Tag legen. Das ist allerdings nur meine subjektive Meinung, es ist mit Sicherheit möglich, auch in den abgesuchteren, leichter zugänglichen Bereichen fündig zu werden.

 

Wenn man sich in den Wänden bewegen möchte, ist darauf zu achten, die Abseilpiste von oben zu säubern. Gerade im Frühjahr stehen viele scharfe Platten aus der Wand hervor, die durch eine kleine Berührung herunterfallen. Ausser Steinschlag besteht auch noch die Gefahr, dass eine scharfe Schuppe das Seil durchtrennt! Als Fixpunkte dienen Bäume, dicke Wurzeln, Felsköpfe und Bohrhaken. Letztere sind im Cavradigestein mit Vorsicht zu setzen – klingt der Untergrund hohl, sollte man besser auf eine andere Stelle ausweichen oder altes Gestein entfernen. Keile, Friends und Normalhaken sind ungeeignet, da sich so gut wie nie passende Stellen zum Setzen finden und der Untergrund oft zu schlüpfrig ist. Das Strahlen mit der Bohrmaschine und Dynamit ist nur für Einwohner der Gemeinde Tujetsch gestattet, man muss ein Bohr- bzw. Sprengpatent lösen, wobei das Sprengen eine staatliche Prüfung voraussetzt.

Noch ein Wort an die Freunde des Naturschutzes: Es ist zwar richtig, dass man nach nun ca. 200 Jahren deutlich sieht, was die Strahler mit Hilfe von Sprengstoff und Maschinen herausgearbeitet haben.

Allerdings werden die Stützen von Skiliften oder der Gotthard Basistunnel auch nicht nur mit Hammer und Meißel in den Fels getrieben. Abgesehen davon wird eigentlich nur in der Cavradischlucht gesprengt und seltener im Val Giuv, von übertriebenem Raubbau kann also nicht die Rede sein. Obwohl ich selbst nicht mit Maschine oder Sprengstoff arbeite (darüber hinaus darf ich es nicht), erwähne ich diesen Aspekt bewusst, da er ein fester Bestandteil der Strahlerei in der Cavradi ist und nicht „totgeschwiegen“ werden soll.

Nach dem Film „Des Strahlers Glück“ von Gieri Venzin, gab es viele Diskussionen über das für und wider der Sprengerei. Neben wenigen extremen Gegnern hörte man viele interessante Gespräche und Kommentare von Mineraliensammlern und auch absoluten Laien, die erstaunt über die harte Arbeit der Strahler waren und den Einsatz von Sprengstoffen und Bohrmaschinen keinesfalls verurteilten. Ob nun mit oder ohne Hilfsmittel, die Cavradischlucht bleibt eine sehr schöne Fundstelle, welche eine Vielzahl interessanter Mineralien aufweist. An schönen Tagen arbeiten zwar teilweise über 10 Strahler, jedoch fühlt man sich an kalten und nebligen Tagen ein wenig allein in diesen bis zu 80 m hohen grauen Rippen, die sich in dichten Nebel hüllen.

bottom of page